Ticketlotterien: Wenn der Kartenkauf zum Glücksspiel wird

Wer bei hochkarätigen Sportevents wie dem Super Bowl oder einer Fußball-Weltmeisterschaft live vor Ort mit dabei sein möchte, benötigt entweder erstklassige Beziehungen, ein prall gefülltes Bankkonto – oder eine gehörige Portion Glück. Häufig gelangt nämlich nur eine begrenzte Anzahl an Tickets in den freien Verkauf. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, entscheidet das Los darüber, wer Karten kaufen darf.

Super-Bowl-Karten: Kaufberechtigte per Losverfahren ermittelt

Sicherlich, wer über das nötige Kleingeld verfügt, ist in aller Regel nicht auf Fortunas Hilfe angewiesen – selbst wenn es um Super-Bowl-Tickets geht. Laut einem Bericht des Magazins Forbes waren 24 Stunden vor Beginn des diesjährigen Endspiels noch 3.000 Karten bei verschiedenen Ticketbörsen erhältlich. Diese schlugen jedoch mit durchschnittlich 2.616 US-Dollar zu Buche. Um über den regulären Verkauf an Tickets zu gelangen, mussten sich Fans zehn Monate vor dem Super Bowl schriftlich bei der NFL (National Football League) bewerben. Alle eingegangenen Briefe nahmen an einer Verlosung teil, die schlussendlich darüber entschied, wer Tickets würde erwerben dürfen. Für Saisonkarteninhaber fand wenige Wochen vor dem Spiel eine weitere Lotterie statt. Bei dieser beeinflussten neben dem eigenen Glück noch andere Faktoren die Wahrscheinlichkeit, sein Ziel zu erreichen: etwa wie viele Jahre man schon im Besitz seiner Dauerkarte gewesen ist oder welcher Kategorie die darauf eingetragenen Plätze angehörten. Noch bessere Aussichten hatte man mit einer Saisonkarte für eines der Super-Bowl-Teams, denn ein Großteil der Tickets ging an die Fans der beiden teilnehmenden Mannschaften.

Ticketverlosungen bei Fußballweltmeisterschaften

Dass man Karten für eine Fußball-WM heutzutage nicht mehr einfach am Ticketschalter kaufen kann, mussten viele deutsche Fußball-Fans 2006 schmerzlich erfahren. Stattdessen führte der Weg zu WM-Karten größtenteils über eine Ticketlotterie, an der allein in der ersten Verkaufsphase mehr als eine Million Fans aus 195 Ländern teilnahmen. Da die meisten Bewerber gleich mehrere Tickets anforderten, standen den 812.000 erhältlichen Karten 8,7 Millionen Bestellungen gegenüber. Der exklusive Verkauf über die offizielle FIFA-Website sorgte dafür, dass Bewerber in allen Teilen der Welt die gleiche Chance erhielten. Die restlichen Tickets vergab die FIFA in vier weiteren Verkaufsphasen – entweder ebenfalls per Losentscheid oder nach dem chronologischen Eingang der Bestellungen. Auch bei der Fußball-WM 2014 kommt eine Mischung aus Lotterie und First-Come-First-Serve-Prinzip zum Einsatz, allerdings nur in den ersten beiden der insgesamt drei Verkaufsphasen. In der dritten zählt ausschließlich der Zeitpunkt der Bestellung. Allein für die erste Ziehungsrunde gingen über sechs Millionen Kartenwünsche aus 203 Ländern ein. Wie hoch die Chance auf ein Ticket ist, hängt auch von der Partie ab: 16 Prozent aller Tickets sind stets für die Fans der beteiligten Teams reserviert. Die besten Aussichten hat man als Brasilianer, denn ein großer Teil des Kontingents bleibt den Einheimischen vorbehalten. Nur sie können nämlich Karten der günstigsten Kategorie erwerben, die immerhin 342.740 aller 889.305 in der ersten Verkaufsphase erhältlichen Tickets ausmachten. Wer bei der ersten Ziehung leer ausging, kann auf die beiden anderen Verkaufsperioden hoffen. Während der zweiten Phase, die am 30. Januar endete, erreichten die FIFA über 3,5 Millionen Kartenbestellungen von einer halben Million Fans. Ob ihren Wünschen entsprochen wird, erfahren sie spätestens am 11. März. Bis dahin informiert die FIFA alle Besteller per E-Mail oder SMS über den Ausgang des Losverfahrens.

Titelbild © Melinda Nagy – 123rf.com

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